Ursel Lange, 1941 geboren, wuchs im Sperrgebiet Asbach auf, das nach 1945 zur DDR gehörte. Sie erlebte die Zwangsaussiedlung ihrer Großmutter und Tante, während ihr Großvater fliehen konnte. Der Alltag wurde durch strenge Regeln und Grenzanlagen geprägt, der Kontakt zu Verwandten in Hessen beschränkte sich auf Sichtsignale.
Ursel Lange wurde 1941 im damals hessischen Asbach geboren, das im September 1945 durch einen Gebietsaustausch in die sowjetische Besatzungszone wechselte und ab 1949 in der DDR lag. Der Ort lag unmittelbar an der Grenze, so dass er ab 1952 zum Sperrgebiet gehörte. Sie wuchs in dem Ort gemeinsam mit ihrem Bruder auf, auch lebten z.B. die Großeltern noch dort.
Kindheit und Jugend in Asbach
So lange wie möglich tätigte die Familie, wie die anderen Dorfbewohner, viele Besorgungen in Bad Sooden-Allendorf, auch hatten sie dort Verwandte. Im Ort gab es einen Bach, den die Kinder gerne zum Baden nutzten, was später nicht mehr möglich war. Die Kinder hüpften oft von einem Ufer zum anderen und riefen sich zu: „Ich bin im Westen und du bist im Osten“ und umgekehrt. Ursel Lange besuchte die Schule in Asbach, doch am Ende der Schulzeit waren nur wenige der eingeschulten Kinder übrig, da viele von ihnen mit der Zeit Asbach verließen oder geflüchtet waren. Später arbeitete sie in der Gemeindeverwaltung des Ortes
Zwangsaussiedlung der Großmutter und Tante, Flucht des Großvaters
Im Laufe der Zeit wurde es immer schwieriger nach Hessen zu gelangen, bis dies unmöglich wurde. Im Juni 1952 wurde das Sperrgebiet eingerichtet, was für das Leben aller Dorfbewohner starke Folgen haben sollte. In Verbindung mit der erfolgten Grenzabriegelung kam es dann zur Zwangsaussiedlung der Großmutter und Tante nach Burkersdorf, die Ursel Lange miterlebte. Sie hatte noch versucht die Großmutter nach Hessen zu bringen und wurde aber aufgehalten. Dem Großvater, der ebenfalls zwangsausgesiedelt werden sollte, gelang noch die Flucht nach Bad Sooden-Allendorf. Später konnte die Großmutter über Familienzusammenführung zum Großvater ziehen.

Leben im Sperrgebiet
Im Laufe der Jahre wurden die Grenzsicherungsanlagen am Dorf immer weiter ausgebaut, später kamen am Ortsrand noch Hundelaufanlagen dazu. Der Alltag wurde nun durch viele Regeln bestimmt. Ursel Lange erinnert sich besonders daran, dass z.B. die Sperrstunde einzuhalten war. Zu dieser Zeit durfte man nicht mehr auf der Straße unterwegs sein, Leitern mussten zu einer bestimmten Uhrzeit reingestellt werden. Innerhalb des Ortes konnte von außerhalb des Sperrgebietes kein Besuch empfangen werden. Der Kontakt zu Verwandten in Hessen wurde teilweise mittels Sichtkontakt gehalten in dem z.B. eine Gartenharke oder ein Staubtuch hochgehalten wurden.
Grenzöffnung und Wiedervereinigung
Die Grenzöffnung hat Ursel Lange in besonderer Erinnerung, wurde in Asbach groß gefeiert und sie beteiligte sich an der Organisation für das Fest, wo sie dann auch viele Bekannte und Verwandte aus Bad Sooden-Allendorf wieder traf. Ab 1989 war sie Mitglied im Gemeinderat, Ortschronistin und später auch Bürgermeisterin des Ortes.