Karl-Heinz Wehr, aufgewachsen in Uder, wurde Förster im Sperrgebiet Altenstein. Nachdem er einem Freund und sechs weiteren Personen bei der Flucht half, floh er selbst am 31. Juli 1961, gewarnt vor der Stasi.
Frühe Jahre und Ausbildung zum Förster
Karl-Heinz Wehr, aufgewachsen in Uder, begann seine berufliche Laufbahn in jungen Jahren mit einer Ausbildung zum Förster. Seine ersten Schritte in diesem Berufsfeld unternahm er im Harz, wo er im Königstal in einem Internat untergebracht war. Später setzte er seine Ausbildung beim staatlichen Forstwirtschaftlichen Betrieb Heiligenstadt fort und wurde in der Revierförsterei Altenstein eingesetzt. In dieser Zeit erlangte er wertvolle Ortskenntnisse und ein tiefes Verständnis für das Sperrgebiet und die Grenzsituation.
Erste Begegnungen mit Fluchtgedanken
Obwohl Wehr die Möglichkeit zur Flucht hatte, zögerte er zunächst. Er wollte bei seiner Familie bleiben, seine Ausbildung abschließen und als Förster arbeiten. Für ihn war eine Flucht nur der letzte Ausweg aus einer verzweifelten Situation.
Weg zum unbezahlten Fluchthelfer
Die Kehrtwende in Wehrs Leben kam, als ein Freund ihn um Hilfe bat, nachdem dessen Mutter in den Westen geflohen war. Zunächst war Wehr unsicher, doch letztlich entschied er sich, zu helfen. Seine Kenntnisse des Geländes nutzend, leitete er seinen Freund erfolgreich durch den Wald zur Freiheit. Dies war der Beginn seiner Tätigkeit als unbezahlter Fluchthelfer.
Eigene Flucht und die Folgen
Wehrs eigene Flucht erfolgte unter dramatischen Umständen. Nachdem er von einem Nachbarn, dem örtlichen Abschnittsbevollmächtigten, gewarnt wurde, dass die Stasi bald nach ihm suchen würde, floh er am 31. Juli 1961 selbst. Seine Flucht führte ihn nach Witzenhausen und später zur Befragung durch US-amerikanische Soldaten.
Neuanfang und berufliche Herausforderungen
Nach seiner Flucht bemühte sich Wehr um eine Anstellung im Forstwesen, was jedoch ohne Erfolg blieb. Erst später erfuhr er, dass sein Hintergrund als Flüchtling hierfür verantwortlich war. Schließlich fand er eine Anstellung bei der Staatsanwaltschaft in Kassel, dank eines Vorgesetzten, der ihm vertraute und selbst aus Heiligenstadt stammte.
Spätere Jahre und Wiedersehen mit der Familie
Erst in den späten 1970er Jahren sah Wehr seine Familie wieder. Seine Geschichte bietet einen tiefen Einblick in das Leben eines jungen Mannes, der sich in einer Zeit politischer und gesellschaftlicher Umbrüche befand. Seit Jahrzehnten lebt Wehr nun in Bad Sooden-Allendorf, ein Zeugnis für seinen Mut und seine Anpassungsfähigkeit an neue Lebensumstände.