Gedenkstätte Point Alpha
Point Alpha, ursprünglich als Observation Post Alpha bekannt, war einer von vier US-Beobachtungsposten an der innerdeutschen Grenze in Hessen während des Kalten Krieges. Heute dient Point Alpha als Gedenk- und Begegnungsstätte, die an die Spannungen dieser Zeit erinnert und auf dem historischen Gelände zwischen Geisa in Thüringen und Rasdorf in Hessen liegt.

Gedenkstätte Point Alpha
Vier Jahrzehnte trennte im Herzen Deutschlands der sogenannte „Eiserne Vorhang“ die Menschen. Der ehemalige „Observation Post Alpha“ der US Army macht diesen Teil der einstigen innerdeutschen Grenze zu einem einzigartigen Zeugnis der Zeitgeschichte. Dort zwischen Rasdorf (Hessen) und Geisa (Thüringen) standen sich einst NATO und Warschauer Pakt gegenüber. Die Konfrontation der beiden Militärblöcke ist vor Ort erlebbar und greifbar. Im sogenannten Fulda Gap, erwartete die NATO einen massiven Vorstoß des Warschauer Pakts und bereitete die Verteidigung vor. Zum Glück ist der Kalte Krieg niemals heiß geworden. Damit wird deutlich, dass diese Grenze nicht nur Deutschland, sondern auch Europa und die Welt teilte.
Die Geschichte des ehemaligen „OP Alpha” ist neben einer Geschichte des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands auch eine Geschichte des Lebens an und mit der innerdeutschen Grenze. Die Grenze trennte nicht einfach, vielmehr entzweite sie Familien, unterband kulturellen Austausch, zerstörte wirtschaftliche Strukturen und die Zukunft auf eine gemeinsame Geschichte.
Die Erhaltung und den Ausbau zur Gedenkstätte verdankt Point Alpha vielen Initiativen. Zudem wurde der ehemalige Beobachtungsstützpunkt gestellt. Dank dieses Engagements ist Point Alpha heute eine Mahn-, Gedenk- und Begegnungsstätte der in den letzten 16 Jahren von etwa 1,6 Millionen Menschen, darunter vielen Schulklassen, besucht wurde.

Point Alpha – Zu Besuch an einem „Hotspot“ des Kalten Krieges
Die erste Folge der Podcast-Reihe Studienreise führt uns an die Grenze zwischen Rasdorf und Geisa, an das ehemalige US-Camp „Point Alpha“. Der „heißeste Ort des Kalten Kriegs“ wurde die Region des „Fulda Gap“ auch genannt, denn hier wäre der wahrscheinlichste Ort für einen Angriff des Warschauer Paktes gewesen. West und Ost standen sich hier direkt gegenüber, woran die Beobachtungstürme auf beiden Seite erinnern.

US Camp – Observation Post Alpha
Der historische Ort „Observation Post Alpha“ erinnert an den amerikanischen Beitrag für die Sicherheit und die Demokratisierung der Bundesrepublik Deutschland.Eine Ausstellung widmet sich dem Militärcamp sowie der Militärgeschichte und gibt einen Einblick in die bedrohliche Lage, die hier herrschte, als Deutschland geteilt war. Die Kriegsszenarien, Operationspläne und Manöver der Zeit sind ein Beleg dafür, dass ganz Deutschland in einem Krieg mit atomaren Sprengsätzen dem Erdboden gleich gemacht worden wäre. Waffen- und Funkausrüstung, Uniformen, ein Strategietisch sowie weitere Exponate machen den Dienst an der Grenze in den ehemaligen Unterkunftsbaracken sichtbar. Ein faszinierender Wechsel der Perspektive bietet sich auf der Plattform des Beobachtungsturms mit dem Blick ins ehemalige Grenzgebiet. So lässt sich die Geschichte und die Entwicklung des Militärstützpunktes im Kalten Krieg direkt erleben. Originale Militärfahrzeuge vom Geländejeep über Panzer bis zum Hubschrauber ergänzen die Ausstellungen. Die Ausstellung „Everyday Life“ zeigt das alltägliche Zusammenleben der im sogenannten „Fulda Gap“ stationierten US-amerikanischen Soldaten und der deutschen Zivilbevölkerung bis zum Abzug der Amerikaner.


Haus auf der Grenze mit Friedensspirale
Das Haus auf der Grenze vermittelt ein Bild davon, wie die Bevölkerung im Sperrgebiet mit der Bedrohung und Unterdrückung lebte. Die Dauerausstellung im Erdgeschoss führt auf eine Zeitreise: Vier Jahrzehnte war Geisa der westlichste Punkt des Warschauer Pakts. Im Grenzegebiet wurden Menschen zwangsausgesiedelt , Höfe und Häuser in unmittelbarer Nähe zur Grenze wurden abgerissen und über die Jahrzehnte wurde ein tief gestaffeltes, tödliches Grenzsystem geschaffen. Die Ausstellung ordnet den Ort zunächst in diesen historischen Kontext ein. Entlang des alten Kolonnenwegs wird die Entwicklung der Grenze zwischen 1945 und 1990 gezeigt. Bewohner aus Dörfern in Ost und West erzählen von Alltag, Flucht, Zwangsaussiedlung und dem glücklichen Moment, als das Regime 1989 zu Fall gebracht wurde. Eine besondere Bedeutung kommt der multimedialen Ausstellung „Freiheiten“ zu, denn sie bewahrt die Erinnerung an die Friedliche Revolution und die Wiedervereinigung. Ein beeindruckendes Kunstwerk ist die Friedensspirale, die in drei Sprachen ihre Botschaft vom Frieden in alle Himmelsrichtungen aussendet. Die dreiteilige Windspirale aus Stahl und Polyester des Künstlers Friedel Deventer symbolisiert die raumgreifende Dynamik der Veränderung. Die Spirale steht für die Vision oder Utopie einer friedlichen Welt.


Rekonstruktierte Grenzsperranlagen
Das Gesicht der Grenze hat sich über die Jahrzehnte verändert, die Grenzsperranlagen wurden schließlich nahezu unüberwindbar. Auf dem Freigelände zwischen dem Haus an der Grenze und dem US Camp wird der Ausbau der Grenze über vier Jahrzehnte durch originalgetreu rekonstruierte Sperranlagen veranschaulicht. Ab den frühen 1960er Jahren wurden an der Grenze zunächst einfache Holzkastenminen und später Plastikminen verlegt. In den 1970er Jahren wurden Splitterminen an den Streckmetallzäunen installiert, die Streckmetallzäune sind als letzte Ausbaustufe auf Point Alpha zu sehen.

Wiesenfelder Turm
Der Wiesenfelder Turm gehört zu den original erhaltenen Schauplätzen. Der aus den Jahren 1974/75 stammende Beobachtungsturm war Bestandteil der DDR-Grenzsicherungsanlagen und diente als Führungsstelle. Der Turm bot Platz für jeweils eine sechsköpfige Besatzung, die bis zum Jahr 1990 von hier aus einen 15 Kilometer-Streifen der DDR-Grenze zu Westdeutschland kontrollierte. Nationale Relevanz erhielt dieser Grenzabschnitt 1962, als in unmittelbarer Nähe des Turmes Hauptmann Rudi Arnstadt durch einen westdeutschen Bundesgrenzschutzbeamten erschossen wurde. Der Turm wurde instandgesetzt und die Ausstellung im Inneren geht auf seine Funktion im System der Grenzsicherungsanlagen ein.


Weg der Hoffnung
Kunstwerk. Mahnmal. Anstoß: Der Weg der Hoffnung ist ein außergewöhnliches Kunstprojekt. Vierzehn monumentale Skulpturen markieren auf einer Strecke von 1,4 Kilometern Länge ein Stück des ehemaligen Todesstreifens. Die Länge entspricht symbolisch der ca. 1400 Kilometer langen innerdeutschen Grenze.Die bis zu vier Meter großen Objekte stammen von dem Künstler Dr. Ulrich Barnickel. Die Point Alpha Stiftung hat den Weg der Hoffnung zur Erinnerung an den Widerstand gegen die kommunistischen Diktaturen in Mittel- und Osteuropa errichtet: Alle diese mutigen Formen des Aufbegehrens waren Ausdruck eines unauslöschlichen Freiheitswillens und zugleich des Glaubens daran, dass Menschen auch das schier Unmögliche verändern können, wenn sie mit dem Mut der Verzweiflung für ihre Überzeugungen eintreten und bereit sind, Opfer zu bringen. Der Weg der Hoffnung knüpft mit seinen 14 Stationen an den biblischen Kreuzweg an, um die Menschen anzuregen, ihren eigenen Schicksalsweg in schwieriger Zeit zu erinnern und regen zum Nachdenken, Verarbeiten und Weiterdenken an.
Nationales Naturmonument Grünes Band – Biosphärenreservat Rhön
Eine Ausstellung „Grünes Band – Biosphärenreservat Rhön“ wird im Haus auf der Grenze gezeigt. Sie geht besonderes auf die Tier- und Pflanzenarten der Region ein und erläutert das einzigartige Naturschutzprojekt entlang des ehemaligen Grenzsteifens. Aus dem ehemaligen Todesstreifen ist eine Lebenslinie geworden, die zum Wandern und Beobachten einlädt. Ein faszinierendes Naturerlebnis mit seltenen Tieren und Pflanzen.

Bildungsarbeit – Führungen, Zeitzeugengespräche, Workshops
Wenn die Spurensuche zur Zukunftsperspektive wird: „Was? Hier war mal eine Grenze, wo es gar nicht mehr weiterging?“, kann man viele Schüler und Schülerinnen auf Point Alpha sagen hören. Dabei wird klar, dass historisches Lernen etwas mit der Zukunft zu tun hat. Denn die Strukturen des Kalten Krieges, die viele für überwunden hielten, kehren in anderer Form wieder zurück. Die aktuellen Konflikte und Krisen auf der Welt zeigen dies eindringlich. Außerdem wird beim Blick auf die ehemaligen DDR-Grenzanlagen auch deutlich, dass Demokratie und freiheitliche Strukturen immer wieder gefährdet sind. Neben den Führungen durch die Ausstellungen sind Zeitzeugengespräche, Workshops, Fotokurse oder Grenzwanderungen eine sehr gute Möglichkeit den außerschulischen Lernort Point Alpha mit dem Unterricht zu verzahnen. Besondere Angebote sind die Schülerprojekttage, die oft mit Kooperationspartnern gestaltet werden. Das Ziel der Arbeit von Point Alpha ist eine Mitwirkung bei der Ausbildung der Jugendlichen zu mündigen und gesellschaftlich verantwortlich handelnden Persönlichkeiten. Die jungen Heranwachsenden sind es schließlich, die die Zukunft unserer Demokratie und Gesellschaft gestalten. Somit ist die Vermittlung von Werten, wie den Grund- und Menschenrechten, unerlässlich.
Dies gilt für die Arbeit mit Jugendlichen, aber auch für die Erwachsenenbildung. Mit einem eigenen Seminar- Tagungs- und Veranstaltungsprogramm wartet dazu die Point Alpha Akademie auf. Vor dem Hintergrund der historischen Erfahrung am Lernort Point Alpha fußt ihre Philosophie auf den Werten Freiheit, Eigenverantwortung und Toleranz. Demokratievermittlung und die Suche nach möglichen Ansätzen zur Vermeidung von Krisen stehen im Mittelpunkt ihres Angebots. Jährlich wird ein vielfältiges Programm mit Seminaren und Tagungen zu außen- und sicherheitspolitischen sowie historischen Themen angeboten. Zu den Veranstaltungen werden neben Wissenschaftlern und Experten auch Zeitzeugen als Gesprächspartner eingeladen. Außerdem werden die musealen und pädagogischen Angebote der Gedenkstätte in die Abläufe integriert. Ein besonderes nachhaltiges Erlebnis sind die Führungen, Workshops und Zeitzeugengespräche in der Gedenkstätte oder die Wanderungen entlang des Grenzlehrpfades unter fachlicher Begleitung. Die Gruppenstärke beträgt 15 Personen. Auf Wunsch zeigen die wissenschaftlichen Mitarbeiter oder geschulten Gästebegleiter die Besonderheiten der musealen Exponate, erklären Hintergründe, vermitteln Eindrücke der regionalen Grenzgeschichte und können aufkommende Fragen beantworten.

Preise
Schülerworkshop: 45 Euro Foto-Workshop: 99 Euro Zeitzeugengespräch Schulklasse (SEK I+II): 25 Euro Gedenkstätten Führung Schulklasse (SEK I + II): 35 Euro
Informationen und Buchung von Führungen
Telefon: 06651 919030 E-Mail: service@pointalpha.com
Die meisten Bundesländer unterstützen Besuche von Schulklassen an außerschulischen Lernorten wie Point Alpha, indem sie einen Teil der Kosten übernehmen. Die Einzelheiten sind in den Ländern unterschiedlich geregelt. Achten Sie bitte darauf, die Förderanträge gemäß den jeweiligen landesspezifischen Bestimmungen rechtzeitig vorab zu stellen.

Zeitzeugenmemorial
Sowohl in den Ausstellungen auf Point Alpha als auch hier im Zeitzeugenmemorial kommen Menschen zu Wort, die zu Themen wie Berufsalltag, Schule, Kirche, Sport, Landwirtschaft, Zensur, politische Verfolgung, Fluchten bis zu den verschiedenen Aspekten der Opposition in der DDR, die Notaufnahme in Hessen oder das Einleben in der Bundesrepublik, berichten können. Die Aufarbeitung und Vermittlung zum Thema Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze ist für die Point Alpha Stiftung dabei ein besonderes Anliegen. Nachgezeichnet wird zum Beispiel das Schicksal der Familie Fink, deren Fall eine Besonderheit darstellt, da er mit der Ausweisung eines Teils der Familie in die BRD endet. Hermine Thieme (ehemals Fink) gehört zu den ersten Zeitzeugen auf dem Zeitzeugenmemorial und wird aus Sicht der Tochter, Auskunft über das Schicksal ihrer Familie geben. Dass die Sehnsucht nach freiheitlichen Strukturen in einer Gesellschaft gerade dann immer stärker wird, wenn diese nicht vorhanden sind oder verloren gehen, können Jugendliche besonders in Zeitzeugengesprächen erfragen. Im persönlichen Kontakt mit Menschen, die die Zeit der deutschen Teilung erfahren haben, werden historische Fakten lebendig.
Service-Informationen, Kontakt & Öffnungszeiten
Weitere Informationen:
Gedenkstätte Point Alpha, Platz der Deutschen Einheit 1, 36419 Geisa
Tel. (06651) 919030 / Mail: service@pointalpha.com
Öffnungszeiten:
April – Oktober: täglich 10 bis 18 Uhr
November u. März: täglich 10 bis 16.30 Uhr
Dezember – Februar: Di. – So. 10 bis 16.30 Uhr
Außerdem:
Parkplätze für Busse
Stellplätze für Wohnmobile (10 Euro pro Nacht und Fahrzeug)
