Das Projekt Zeitzeugenmemorial

In der politischen Bildung sind Zeitzeugenberichte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur essenziell. Sie bieten jungen Menschen, für die diese Zeit fremd erscheint, ein authentisches Bild und ermöglichen eine kritische Reflexion der Bedeutung von Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Persönliche Erzählungen vermitteln ein realistisches Bild der SED-Diktatur und der damit verbundenen Einschränkungen zentraler Menschenrechte in der DDR. Da die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen immer seltener werden, ist es wichtig, neue Ansätze in der Bildungsarbeit zu finden. Ein Hauptziel ist es, die Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu sichern, aufzubereiten und für Bildungszwecke verfügbar zu machen, um die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur zu vertiefen und lebendig zu halten.

Konzept des „Zeitzeugenmemorials“

Vor diesem Hintergrund hat die Hessische Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) das Projekt „Zeitzeugenmemorial“ ins Leben gerufen. Kernaufgabe des Projekts ist es, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu recherchieren und zu befragen, die über verschiedene Aspekte der SED-Diktatur und dem Leben an der hessisch-thüringischen Grenze aus eigenem Erleben Auskunft geben können. Das Projekt zielt darauf ab, ein virtuelles, kontinuierlich erweitertes und für alle offen zugängliches Archiv zu schaffen, das Erinnerungen festhält, aufbereitet und für Bildungszwecke bereitstellt. Das Zeitzeugenmemorial ist ein integraler Bestandteil der digitalen Strategie der HLZ und leistet wertvolle Grundlagenarbeit für die Vermittlung der Aufarbeitung der SED-Diktatur und der DDR-Geschichte in Hessen. Das Projekt deckt eine Vielzahl von Themen ab, die das Leben und die Erfahrungen in der DDR und im geteilten Deutschland betreffen. Die Themenbereiche werden kontinuierlich erweitert und aktualisiert. Ein besonderer Fokus liegt auf Geschichten, die das ehemalige hessisch-thüringische Grenzgebiet von 1945 bis Mitte der 1990er Jahre beleuchten.

Die Bedeutung des Logos

Das Logo des „Zeitzeugenmemorial“ ist mehr als nur ein Blickfang. Im Zentrum des von der ansicht Kommunikationsagentur (Wiesbaden) gestalteten Logos steht ein Kreis, der für Gemeinschaft und Bewahrung steht. Wie Mosaikstücke, die Geschichten und Erinnerungen aus verschiedenen Zeiten und Orten zusammenbringen, fügen sich die Kreissegmente zu einem Ganzen. Doch auch die weißen Linien, die den Kreis durchziehen, sind nicht zu übersehen. Sie zeichnen Räume und teilen den Kreis in separate Segmente. Diese Linien erinnern uns daran, dass Erinnerungen manchmal geteilt, fragmentiert oder durch Zeiten und Umstände voneinander getrennt werden können. Sie symbolisieren jedoch nicht nur Trennung, sondern verbergen auch einen modernen Touch: Wenn man genau hinsieht, erscheint ein blauer Play-Button, der die Brücke zur digitalen Welt schlägt. Ein Klick und schon tauchen wir ein in die bewegenden Interviews der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ein. Die klare Typografie unterteilt „Zeit“, „Zeugen“ und „Memorial“, um die drei Kernkomponenten des Projekts hervorzuheben. Ein Logo, das Erinnerung und moderne Bildung miteinander verbindet und auf den Landesfarben der Bundesländer Hessen und Thüringen basiert.

Alltag in den Sperrgebieten der DDR

Das „Zeitzeugenmemorial“ der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung ist ein Projekt, das sich der Dokumentation von Erlebnissen und Geschichten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus der Zeit der SED-Diktatur und des geteilten Deutschlands widmet. Die sorgfältige Auswahl der Themenbereiche spiegelt die Vielschichtigkeit dieser historischen Epoche wider und zielt darauf ab, ein umfassendes Bild der damaligen Zeit zu zeichnen. Ein zentrales Thema ist Leben und Alltag in den Sperrgebieten der DDR. Hier erhalten wir Einblicke in die täglichen Herausforderungen und Einschränkungen, denen die Menschen ausgesetzt waren.

Repression und Trennung

Ebenso bedeutsam ist die menschliche Dimension der deutschen Teilung, die die tiefgreifenden emotionalen und sozialen Auswirkungen der Trennung von Familien und Freunden durch die innerdeutsche Grenze beleuchtet. Die SED-Diktatur war geprägt von einer starken Kontrolle über Informationen und Meinungen. Daher sind die Themen Indoktrination, Einschränkungen der Rede- und Meinungsfreiheit sowie Zensur in allen Lebenslagen von zentraler Bedeutung, um die Funktionsweise des Regimes zu verstehen. Viele Menschen wurden aufgrund ihrer politischen Überzeugungen verfolgt, was die Themen Repression und politische Verfolgung in den Fokus rückt und die Brutalität und Menschenfeindlichkeit des SED-Regimes verdeutlicht.

Fluchtgeschichten

Die riskanten Fluchtversuche vieler DDR-Bürgerinnen und -Bürger und die damit verbundenen Geschichten beleuchten die Verzweiflung und den Wunsch nach Freiheit. Das strenge Grenzregime und die Zwangsaussiedlungen aus den Sperrgebieten zeigen die drastischen Maßnahmen des Regimes zur Machterhaltung. Trotz dieser Repression gab es mutige Individuen, die sich widersetzten, weshalb die Opposition und Widerstand in der DDR ein weiteres zentrales Thema ist. Nach dem Fall der Mauer im Jahr 1989 brachte die Wiedervereinigung sowohl Freude als auch Herausforderungen mit sich. Die Erfahrungen in den Jahren danach sind entscheidend, um die langfristigen Auswirkungen der Teilung und die Schwierigkeiten des Übergangs zu einem vereinten Deutschland zu verstehen.

Mehr als nur Videos

Auf der Webseite des „Zeitzeugenmemorial“ wird jedes behandelte Thema durch eine sorgfältige Kombination von Materialien lebendig dargestellt. Die Zeitzeugeninterviews sind das Herzstück dieser Darstellung. Kurze Clips aus diesen Interviews geben den Besucherinnen und Besuchern einen direkten und persönlichen Einblick in die Erfahrungen und Erlebnisse der Menschen während der SED-Diktatur und der Zeit des geteilten Deutschlands. Die Hauptergebnisse des Projekts umfassen Zeitzeugeninterviews, Metadaten und weitere relevante Inhalte. Die primäre Zielgruppe sind junge Menschen, insbesondere Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrkräfte und die breite Öffentlichkeit. Daher ist eine zielgruppen- und altersgerechte Aufbereitung der Ergebnisse von zentraler Bedeutung.

Originaldokumente und Fotos

Doch nicht nur die mündlichen Berichte der Zeitzeugen bereichern das Verständnis. Originaldokumente und Fotos aus der damaligen Zeit ergänzen die Erzählungen und bieten einen authentischen Blick in die Vergangenheit. Sie vermitteln ein Gefühl für die Atmosphäre und die Umstände, unter denen die Menschen lebten und agierten. Diese primären Quellen werden in den Themenbereichen durch weiterführende Informationen ergänzt. Diese Texte und Links bieten Hintergrundwissen, Kontext und tiefergehende Einblicke in die jeweiligen Themen. Sie ermöglichen es den Besucherinnen und Besuchern, sich intensiver mit den Inhalten auseinanderzusetzen und von einem Thema zum nächsten zu springen, je nach individuellem Interesse.

Zielgruppen

Die Webseite ist so konzipiert, dass sie für alle Zielgruppen zugänglich und verständlich ist. Egal, ob Schülerinnen und Schüler, Lehrende, Historikerinnen und Historiker oder allgemein Interessierte – jeder kann sich individuell in die Themen einarbeiten. Die Kombination aus persönlichen Erzählungen, authentischen Dokumenten und vertiefenden Informationen schafft ein umfassendes und interaktives Lernerlebnis, das die Besucher ermutigt, weiter zu forschen und die Geschichte der SED-Diktatur aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.